Union Berlin verliert spät gegen den 1. FC Heidenheim

Union Berlin sah gegen den 1. FC Heidenheim lange wie ders sichere Sieger aus. Doch der Tabellenletzte bäumte sich auf und klaute den Eisernen in deren Wohnzimmer beim 1:2 (1:0) am Ende alle Punkte.
Rani Khedira hatte Union mit 1:0 in Führung gebracht (43.). Heidenheim, das lange absolut harmlos blieb, drehte die Partie in der Schlussphase: Erst markierte Stefan Schimmer das umjubelte 1:1 (90.), in der Nachspielzeit kannte der Jubel der Gäste keine Grenzen mehr: Jan Schöppner gelang tatsächlich noch der Siegtreffer für den Tabellenletzten (90.+5).
Steffen Baumgart und Frank Schmidt schätzen sich. Die Trainer von Union und Heidenheim mögen die direkte Art des anderen, tauschen sich öfter mal aus, waren sogar schon ein Bier zusammen trinken. Nach Unions 0:2-Pleite in der vergangenen Saison in Heidenheim war das, ein “Frust-Bier” hatte Baumgart das anschließend genannt. Im Rückspiel unterlagen die Berliner daheim sogar mit 0:3.
Honsak trifft nur das Gebälk
Natürlich wollte Baumgart mit seinen Jungs ein Ende dieser Mini-Minusserie gegen Heidenheim – die erste echte Torchance erspielte sich aber der Tabellenletzte: Neun Minuten waren gespielt, da knallte Mathias Honsak die Kugel von der Strafraumgrenze nach Vorlage von Marvin Pieringer krachend an die Latte. Union im Glück, dabei hatten die Berliner die Anfangsphase eigentlich dominiert.
Es war ja eine durchaus ungewohnte Situation für das Baumgart-Team – man geht nicht so oft als Favorit in ein Bundesliga-Match. Lieber verlegt man sich bei Union auf Konterfußball: Das Team hat in der Saison bislang einen Ballbesitz-Durchschnittswert von 38 Prozent – Minuswert in der Liga.
Union kann mit Ballbesitz nichts anfangen – bis Khedira kommt
Gegen die ultradefensiv startenden Heidenheim aber waren die Berliner quasi zur Dominanz gezwungen – hatten aber ihre Schwierigkeiten damit. In der ersten halben Stunde erspielten sich die Köpenicker keine einzige echte Torchance – Heidenheim stand stabil. Gab dafür aber auch alles. Der unglückliche Verteidiger Julian Niehues musste gleich zweimal nach unglücklichen Kopfballduellen am Kopf behandelt werden – inklusive ambulantes Kopfhaut-Tackern.
Intensive Zweikämpfe prägten die Partie, Torchancen weniger. Von daher kam Unions 1:0-Führung wie aus dem Nichts. Und es war wieder Khedira. Nach Iliyas Ansahs Vorarbeit kam der 31-Jährige angerauscht und knallte die Kugel aus zehn Metern ins rechte Eck – es war schon Khediras dritter Saisontreffer (43.).
Heidenheim muss etwas tun
Heidenheims Hoffnung auf Besserung nach den jüngsten Pleiten (0:3 gegen Gladbach, 0:6 in Leverkusen) hatte einen schweren Dämpfer erhalten. Zuletzt hatte man sich schlicht nicht bundesligatauglich präsentiert. Und jetzt: schon wieder ein Rückstand. Das Team musste im zweiten Abschnitt aus seinem Schneckenhaus heraus und endlich etwas für die Offensive tun.
Der Wille war sicher da – allein: Das Schmidt-Team schaffte es einfach nicht, sich gegen die zweikampfstarken Köpenicker in die Spitze zu kombinieren. Stattdessen versuchten es die Gäste immer wieder mit langen Bällen auf die einzige Spitze Pieringer – der war aber allein auf weiter Flur und chancenlos gegen die Unioner Abwehr-Übermacht.
Schmidt versucht einzugreifen
Nach einer Stunde Spielzeit hatte auch Frank Schmidt genug gesehen und versuchte es mit einem Dreifach-Wechsel. Unter anderem neu auf dem Rasen: Stefan Schimmer, lupenreiner Mittelstürmer. Auch Bayern-Leihspieler Arijon Ibrahimovic durfte ran. Und beide sorgten für die erste echte Offensivaktion seit Honsaks Gelegenheit in der Anfangsphase: Ibrahimovics Dribbling endete in einerm Querpass für Schimmer, dessen Abschluss aus 15 Metern aber knapp links vorbei zischte.
Und endlich: Die Partie wurde unterhaltsamer. In der 70. Minute hatte Khedira die große Chance auf den nächsten Treffer. Im Konter hatte er nur noch FC-Verteidiger Marlon Busch vor sich, schoss den Verteidiger aber etwas übermotiviert an – ein Querpass auf den mitgelaufenen Andrej Ilic wäre wohl die bessere Entscheidung gewesen.
Heidenheim drängt, Baumgart wütet, Schimmer trifft
Heidenheim wehrte sich zunehmend verzweifelt, machte so viel Druck, wie es dem spielerisch limitierten Team eben möglich ist. Aber Unions Abwehr hielt – auf der anderen Seite verpassten die Köpenicker ein ums andere Mal die Möglichkeit, ernsthaft zu kontern. Steffen Baumgart ließ am Spielfeldrand voller Ärger seine Mütze fliegen – er hätte längst die Entscheidung in diesem Match gewollt.
Bedient: Steffen Baumgart
Die Befürchtungen des Trainers bewahrheiteten sich: Als kaum noch jemand mit einer Heidenheimer Aktion rechnete, lief Schimmer aus dem Hintergrund in eine Ibrahimovic-Flanke und wuchtete die Kugel aus kurzer Distanz tatsächlich noch zum 1:1 ins Netz (90.). Und das war es noch nicht: Heidenheim kam noch einmal und drehte die Partie komplett. In der fünften Minute der Nachspielzeit wuchtete Schöppner die Kugel nach einem Eckstoß die Kugel per Kopf zum 1:2 ins Netz.
Während sich die Heidenheimer jubelnd in den Armen lag, schüttelte Steffen Baumgart nur noch mit dem Kopf. Für ihn steht wohl wieder ein Frust-Bier auf dem Programm.
Union gegen Bayern, Heidenheim gegen Freiburg
Für Union steht als nächstes erst einmal DFB-Pokal an. Da empfangen die “Eisernen” am Mittwochabend den FC Bayern (20.45 Uhr). In der Bundesliga geht’s am Nikolaustag mit einem Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg weiter. Heidenheim empfängt dann zeitgleich am Samstagnachmittag den SC Freiburg (15.30 Uhr).




