Medizin-Nobelpreis geht an drei Immunforscher

Sie hätten die “Basis für neue Behandlungsmethoden” gelegt: Der Medizin-Nobelpreis geht an die Forschenden Brunkow, Ramsdell und Sakaguchi für ihre Entdeckungen zur peripheren Immuntoleranz. Zwei Anrufe waren zunächst erfolglos.
Das Karolinska-Institut hat in Stockholm bekannt gegeben, wer die diesjährigen Nobelpreis für Medizin erhält. Ausgezeichnet werden Mary Brunkow, Fred Ramsdell (beide USA) und Shimon Sakaguchi (Japan).
Sie erhalten die Ehrung für ihre Entdeckungen zu einer Form der Immuntoleranz – einer stark verminderten Reaktion des Immunsystems gegenüber bestimmten Auslösern.
Behandlung von Krebs und Autoimmunkrankheiten
Ihre Entdeckungen hätten die Basis für ein neues Feld der Wissenschaft gelegt und die Entwicklung mehrerer neuer Behandlungsmethoden etwa gegen Krebs und Autoimmunkrankheiten vorangetrieben, sagte Marie Wahren-Herlenius vom Karolinska-Institut.
Die Grundlage lieferte Sakaguchi: Er identifizierte Mitte der 1990er-Jahre eine bis dahin unbekannte Gruppe von Immunzellen – die regulatorischen T-Zellen -, die die Reaktion des Immunsystems regulieren und so Autoimmunreaktionen verhindern. Einige Jahre später entdeckten Brunkow und Ramsdell, dass eine bestimmte Mutation des Gens Foxp3 Mäuse anfällig für Autoimmunerkrankungen macht.
Sakaguchi zeigte kurz danach, dass dieses Gen für die regulatorischen T-Zellen zuständig ist. “Wir verstehen jetzt besser, wie das Immunsystem funktioniert und warum nicht jeder von uns eine schwere Autoimmunerkrankung entwickelt”, erklärte Olle Kämpe, der Vorsitzende des Nobelkomitees.
Forschung in Japan und den USA
Brunkow wurde 1961 geboren. Sie promovierte an der Princeton-Universität in den USA und arbeitet am Institute for Systems Biology in der US-Westküstenmetropole Seattle.
Der 64-jährige Ramsdell stammt aus dem US-Staat Illinois und promovierte an der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Er ist wissenschaftlicher Berater bei Sonoma Biotherapeutics in San Francisco.
Der 74 Jahre alte Japaner Shimon Sakaguchi promovierte 1983 in Kyoto. Er ist Professor an der Universität von Osaka.
Nicht alle Preisträger sofort erreichbar
Brunkow und Ramsdell waren nicht sofort für die Verkündung der guten Nachricht erreichbar. Er habe nur den Japaner Shimon Sakaguchi in seinem Labor erreichen können, sagte der Sekretär der Nobelversammlung des Stockholmer Karolinska-Instituts, Thomas Perlmann, bei der Bekanntgabe.
“Leider konnte ich keinen der beiden anderen erreichen. Wir haben ihre Telefonnummern, aber sie haben vermutlich auf lautlos gestellt.” Er habe beide um einen Rückruf gebeten. An der US-Westküste war es zum Zeitpunkt der Preisbekanntgabe noch vor 3.00 Uhr nachts.
Sakaguchi dagegen habe “unglaublich dankbar” geklungen und gesagt, dass die Auszeichnung eine “fantastische Ehre” sei, berichtete Perlmann. “Er war von der Nachricht ganz gerührt.”
Erster Preis ging an deutschen Bakteriologen
Vor dem diesjährigen Preis haben seit 1901 insgesamt 229 Menschen den Medizin-Nobelpreis erhalten, darunter 13 Frauen. Der erste ging an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung einer Therapie gegen Diphtherie.
Mit dem Medizin-Preis startete der Nobelpreis-Reigen. Am Dienstag und Mittwoch werden die Träger des Physik- und des Chemie-Preises benannt. Es folgen die für Literatur und für Frieden. Die Reihe der Bekanntgaben endet am kommenden Montag mit dem von der schwedischen Zentralbank gestifteten sogenannten Wirtschaftsnobelpreis.
Preisverleihung am 10. Dezember
Die feierliche Übergabe aller Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).
Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner ist mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) dotiert.




